Argumente zu Recyclingpapier

Recyclingpapier an der Uni Tübingen 

  •  Die Herstellungskosten sind um 20% geringer. Die Uni zahlt leider für Kopier-Papier an die Firma Morgenstern einen Pauschalbetrag unabhängig von der Menge an Recyclingpapier.
  •  Das an der Uni verwendete „Steinbeis“-Recyclingpapier ist qualitativ hochwertig, von 80%iger Weiße und mit dem Umweltengel ausgezeichnet.
  •  Laut einer Studie ist die Lesbarkeit von Recyclingpapier höher als von Frischfaserpapier, da es die Augen bei langen Lesen nicht so sehr anstrengt. Auch Bücher sind deswegen meistens leicht angegraut.
  •  Laut Stiftung Warentest ist Recyclingpapier für alle Anwendungen wie z.B. Drucken und Kopieren geeignet. Das Recyclingpapier der Uni erfüllt die Archivierbarkeits-Norm DIN 6738, die in der Landesverwaltung als genauso gültig anerkannt ist wie DIN ISO 9706, auf die sich z.T. (gegen Recyclingpapier) berufen wird.
  •  Die Uni Heidelberg betreibt bereits sämtliche Kopierer mit Recyclingpapier; in Münster wird gar kein Frischfaserpapier mehr verwendet.

Recyclingpapier spart Energie und Rohstoffe

  •  Eine Tonne Recyclingpapier spart 1,8 Tonnen Holz gegenüber Frischfaserpapier; es kann sechs Mal wieder verwendet werden.
  •  Der Wasserverbrauch für die Herstellung von Recyclingpapier ist um 80% geringer; es fallen weniger chemische Abfälle an.
  •  Die benötigte Energie beträgt weniger als ein Drittel.

Recyclingpapier schützt den Urwald

  •  Frischfaserpapier („Weißes Papier“) wird oft aus Urwaldholz hergestellt, auch in Deutschland, wohin das Papier oder der Zellstoff importiert werden. 80% aller Urwälder sind schon zerstört, alle 2 Sekunden wird eine Fläche so groß wie ein Fußballfeld gerodet oder abgebrannt.
  •  Die Wälder sind Lebensraum für indigene Völker, viele Tier-und Pflanzenarten. Die Menschen werden ihrer Lebensgrundlage beraubt und verarmen. 2/3 aller Landtierarten leben in Wäldern; sehr viele davon stehen auf der Roten Liste. Die genetische Vielfalt stellt auch die Grundlage für neue Arzneimittel dar, die vielleicht in Zukunft überlebenswichtig sind.

Recyclingpapier schützt unser Klima

  •  Lebende Bäume nehmen in hohem Maße CO2 auf, das mitverantwortlich für den Treibhauseffekt ist. Bei der Menge an Treibhausgasen, die wir in die Atmosphäre abgeben, können wir es uns nicht leisten, eine der wenigen CO2-Senken – die Wälder – auf Dauer zu zerstören.
  •  Durch das Abholzen von Wäldern ergeben sich kleinklimatische Veränderungen, die das Leben in diesen Gebieten sehr erschweren. So kann in den Tropen Trockenheit entstehen, da das Wasser der Niederschläge nicht gehalten werden kann und zusätzlich noch zu starker Erosion führt.

Mögliche Einwände und Entgegnungen 

  •  Das Frischfaserpapier an der Uni stammt nicht aus Urwaldkahlschlag, sondern aus Eukalyptusplantagen in Portugal. Dies ändert jedoch nichts an der besseren Umweltbilanz von Recyclingpapier. Energie-und Wassereffizienz sind heute ein wichtiger Teil des Umweltschutzes.
  •  Eukalyptus ist in Portugal nicht heimisch, und unter den Bäumen können durch die abgegebenen ätherischen Öle keine anderen Pflanzen mehr wachsen. Plantagen schädigen das Ökosystem immer, da sie anfälliger machen gegenüber Erosion, den Boden verarmen lassen und meist nicht die natürliche Vegetation darstellen.
  •  Außerdem muss langfristig die Nachfrage nach Frischfaserpapier gesenkt werden.
  •  „Weißes Papier ist schöner“: Kann man Ästhetik als Argument gelten lassen? Schließlich hat dazu jeder eine andere Meinung. Falls das Argument dennoch
    angeführt wird, wie z.B. auch von der Leitung dieser Universität: 
    • Funktionierende Waldökosysteme sind um einiges schöner als
      Kahlschlagflächen.
    • Aus Vernunftgründen kann man sich auch mal für das weniger Schöne
      entscheiden. Das macht man ja auch, wenn man das sicherere Auto
      kauft, die bequemere Hose oder die gentechnikfreie Tomate.
  •  Liberalitätsargument: Jeder muss das Recht haben, sich jederzeit entscheiden zu
    können, ob er weißes oder graues Papier möchte. 
    • Wenn Liberalität, dann sollte sie aber auch in die andere Richtung
      funktionieren: Wo ist mein atomfreier Strom, mit dem ich an der Uni
      Licht bekomme?
    • Darf ich liberal sein, wenn ich dadurch anderen Schaden zufüge? Also
      den indigenen Völkern, die ohne Wald leben müssen, aber auch
      zukünftigen Generationen, die keinen Urwald mehr kennen werden?
    • Selbst die Umweltökonomie geht davon aus, dass der Staat Umweltschutz betreiben muss. Da die Nutzung der Umwelt sich nicht über den Markt regeln lässt und auch freiwillige Kooperation zum Schutz nicht zu erwarten ist (Freifahrerverhalten, Gefangenendilemma), muss der Staat (im Kleinen die Uni) vorschreiben, welche Umwelt wie genutzt
      werden darf.
    • Muss jemand unbedingt auf Frischfaserpapier kopieren, so gibt es in Tübingen genügend Kopierläden, wo dies möglich ist.