Eine Vision jagte die andere bei der Vorstellung des „Campus der Zukunft“ am Dienstag, bis hin zu visionären Parkplatzkonzepten. Die Gebäude der Uni rund um Mensa und UB sollen nun endlich ein Campus werden. Alle stehen sie zur Disposition um visionäres „Erlebnispotential“ an der Ammer, visionäre neue Wohnheime und eine Vision vom Clubhausersatz zu ermöglichen.
Das funktioniert folgendermaßen: Ohne die Betroffenen davon zu unterrichten, schrieb das Rektorat nach Gesprächen mit dem Landesfinanzministerium einen Ideenwettbewerb aus. Bis zum 24.9. sollen Konzepte eingereicht werden, wie das Gelände zwischen Altem Botanischen Garten und Lothar-Meyer-Bau sowie zwischen Theologikum und Brunnenstraße neu gestaltet werden könnte. Ohne sich bei den aktuellen Nutzern der vorhandenen Gebäude über ihre Wünsche für ein solches Konzept zu erkundigen und auch ohne Anwohner oder andere interessierte Bürger einzubeziehen, hat das Rektorat ein Anforderungsprofil für eine solche Neukonzeption erstellt. Platz für Geschäfte soll es etwa geben, ein Kulturzentrum und ein studentisches Servicezentrum, in dem sämtliche Anlaufstellen für Studierende zusammengefasst werden sollen. Auf Nachfrage, was denn mit Clubhaus und Wilhelma passieren sollte, war die Antwort, es solle auch ein Gebäude „mit der Qualität Clubhaus“ und eines „mit der Qualität Wilhelma“ geben. Auch sollen Fakultäten umgeordnet werden: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften etwa sollen in einem neuen Gebäude zu einer Fakultät verschmelzen, die Geowissenschaften zu einer Naturwissenschaft umgebaut und auf die Morgenstelle verlegt werden. Ob die jemand gefragt hat?
Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden im Oktober bekanntgegeben, dann sollen auch alle Einsendungen in einer Ausstellung in der Shedhalle einsehbar sein. In den folgenden Jahren will man dann die Pläne Stück für Stück umsetzen, vermutlich zuerst einen Architektenwettbewerb für eine neue Mensa durchführen und diese bauen.
Uns als Fachschaftenvollversammlung wird mehr oder weniger unterschwellig vorgeworfen, wir seien immer nur dagegen und nicht gesprächsbereit. So auch wieder bei dieser Veranstaltung. Fakt ist: Es gab keinerlei Gesprächsangebote des Rektorats an AStA oder FSVV zu diesem Thema, nur ein zufälliges Gespräch zwischen Tür und Angel mit einem AStA-Mitglied. Die FSVV hat von dem Konzept aus der Zeitung erfahren. Auch die Infoveranstaltung wurde sehr kurzfristig angekündigt. Immerhin soll es jetzt noch ein „Informationsgespräch mit den Studierenden“ geben, um „die am Dienstag eventuell entstandenen Missverständnisse“ zu klären. Immerhin. Hoffen wir, dass das Rektorat seine Kommunikationspolitik ein wenig überdenkt und auch Betroffene in seine Planungen mit einbezieht. Wir sind gesprächsfähig, man muss nur überhaupt mit uns reden wollen. Prinzipiell ist die Idee einer umfassenden Neugestaltung des Areals ja nicht schlecht. Aber wenn ich mal eine Vision habe, gieße ich sie auch nicht einfach in Beton und bin dann sauer, wenn sie nicht alle toll finden.