Wir können über alles diskutieren und gemeinsame Lösungen finden. – Campus der Zukunft

Boris PalmerGestern trafen sich die Bürgerinitiative „Univiertel Wilhelmstraße“ und der Oberbürgermeister der Stadt Tübingen zu Informationsgespräch und Stadtspaziergang. Die Bürgerinitiative, der auch die Fachschaftenvollversammlung angehört, hat sich aus Tübinger Bürgern gebildet, nachdem die Pläne für die Umgestaltung im Rahmen des „Campus der Zukunft“ ( campusderzukunft.de) bekannt wurden.

Nachdem der Rundgang vor dem Clubhaus begonnen hatte wurde relativ schell deutlich, was im Moment die drängensten Anliegen für die Bürgerinitiative sind. Mensa und Clubhaus beide Gebäude, die beim Urteil vieler Menschen heute eher schlecht als recht wegkommen. Dabei lohnt sich ein Blick in die Geschichte dieser Bauwerke und auch die Architektursprache dieser Bauten aus den 50iger und 60iger Jahre. Viele Details, die über die Jahre hinter einbauten verschwanden oder dem Verfall preisgegeben wurden, sind heute nicht mehr erkennbar und lassen die Gebäude im Auge des Betrachters nicht wirklich gut dastehen. Ein Kunsthistoriker und Liebhaber der Tübinger Architekturgeschichte beschrieb dem anwesenden Oberbürgermeister eindrucksvoll, was an diesen Gebäuden erhaltenswert ist und was sie so liebenswert macht.

Das Clubhaus als studentisches Zentrum im Tal der Stadt, in dem Veranstaltungen, Ausstellungen und natürlich Clubhausfeste stattfinden, indem aber auch das politische Herz der Studierendenvertretung schlägt, war auch für den Oberbürgermeister ein Ort, der nicht ersatzlos verschwinden dürfe. Die Pläne, dass das Clubhaus fallen muss, sind aber weder beschlossen noch sei hier das letzte Wort gefallen. Überhaupt sei der Wettbewerbssieger zur Umgestaltung des „Campus“ keine Masterplan oder Realisierungskonzept sondern eine Ideen- und Konzeptgrundlage, die Schritt für Schritt mit entsprechenden Diskussionen neu überdacht werden müsse.

Bei der Mensa, einem Bauwerk des bekannten Architekten Paul Baumgarten, war sich die Bürgerinitiative und der Oberbürgermeister einig. Einiges muss saniert werden und der Wirtschaftstrakt entlang der Nauklerstraße sei so nicht zu erhalten. Dennoch lohnt es sich über eine Sanierung nachzudenken. Obgleich bereits Vorbereitungen für eine Ausschreibung eines Neubaus angelaufen sind, eine Nachnutzung des bestehenden Gebäudes ist noch immer offen und auch dann wäre eine Sanierung notwendig. Als denkmalgeschütztes Gebäude würde bei einem Abriss (auch nur einzelnen Bereiche) nicht nur ein Teil des Gesichtes der Wilhelmstraße verloren gehen, sondern auch eine wichtiges Zeugnis Tübinger Stadt(-bau-)geschichte wäre zerstört.

Das sehr konstruktive Gespräch, für dass sich der Oberbürgermeister mehr Zeit nahm, als sein Terminkalender erlaubte, machte eins deutlich: Die Bürgerinitiative stellt sich nicht quer gegen eine Entwicklung und will weder der Universität noch der Stadt in den Arm fallen. Doch was man als Bürger erwarten kann ist, dass man gehört wird, dass Alternativen diskutiert werden und dass man nicht alles Bestehende aus vermeintlichen Sach- oder Kostenzwängen heraus aufgibt. Unser Ziel ist die Erhaltung von Mensa und Clubhaus als Zentren studentischen Lebens und Mittelpunkt des „Campus“. Dass vieles verändert werden muss, darüber sind wir uns klar und dazu sind wir bereit.