Bildungsdemo in Tübingen

Tagesschau berichtet über besetzen Kupferbau
Tagesschau berichtet über besetzen Kupferbau

Das durch die Polizei herbeigeführte Ende der Besetzung des Kupferbaus hat Schlagzeilen gemacht. Die Tagesschau vom 12.11.09 zeigt Bilder von Tübinger Studierenden und grün Uniformierten im Kupferbau und berichtet über die seit mehreren Tagen anhaltenden Proteste und Besetzungen in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt. Auch das Tagblatt berichtete über die Vorgänge in Tübingen.

Die Besetzer ließen den Rauswurf nicht auf sich sitzen. Schon am Mittag versammelten sie sich wieder vor dem Kupferbau mit vielen ihrer KommilitonInnen. Von dort zogen sie zuerst zur neuen Aula, schließlich über die Wilhelmstraße durch die Altstadt zum Marktplatz. Inzwischen war die Menge auf etwa 800 Menschen angewachsen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!“ Skandierend zogen sie durch die Straßen und forderten ihre Tübinger Mitbürger auf, mitzulaufen. Über den Bahnhof gelangten sie zum Uhland und Keplergymnasium. Mit „Hitzefrei, die Bildung brennt!“ riefen sie die Schüler ans Fenster.

Demonstranten in der Tübinger Innenstadt
Demonstranten in der Tübinger Innenstadt

Aufgrund des neuen achtjährigen Gymnasiums müssen inzwischen auch viele jüngeren Jahrgänge Nachmittagsunterricht abhalten. Der Einladung einer Lehrerin des Ludwig-Uhland-Gymnasiums, einzutreten, um vor den Schülern zu sprechen, konnten aufgrund polizeilicher Blockade nur zwei Protestierende folgen. Zwei weitere Studierende sprachen mit dem Korektor des Kepler-Gymnasiums über die Beweggründe des Protests. Mit Gesängen zogen die Protestierenden zurück ins Universitätsviertel, diesmal vor das Rektorat. Auch nach 20 Minuten konnten sie dort keine weitere Reaktion erwirken als verstohlene Blicke von Rektoratsmitgliedern. Für den Rektor schien das Problem mit der Räumung gelöst.

Die Demo löste sich nach kurzer Abschlusskundgebung vor dem Brechtbau, dem Sitz der Neuphilologischen Fakultät, auf. Dieser Ort war geschickt gewählt, liegt doch hier der Ursprung des Tübinger Protestes. Die Demonstration hat gezeigt: Tübinger Studierende lassen sich nicht rumschubsen. Die Antwort auf schlechte Studienbedingungen: Besetzung. Die Antwort auf die Räumung: eine unangemeldete Demonstration. Dass die Studierenden zu solchen Mitteln greifen, um sich Gehör zu verschaffen zeigt doch, dass manches fehlt: etwa eine Uni, die Studierende in angemessenem Maße mitbestimmen lässt. Man kann davon ausgehen, dass es auch am kommenden Dienstag laut wird, wenn der bundesweite Bildungsstreik seinen Aktionstag in Tübingen feiert.