Bundesweiter Aktionstag zum Bildungsstreik

Kundgebung vor der neuen Aula
Kundgebung vor der neuen Aula

Der bundesweite Aktonstag des Bildungsstreiks fand natürlich auch in Tübingen statt und stand natürlich vor allem im Zeichen der Kupferbau-Besetzung.– Die Schüler kamen fast etwas zu kurz.

Die Aktionen begannen mit einer Kundgebung vor der Neuen Aula, mit Reden eines Studenten und einer Schülerin und Solidaritätsbekundungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes und anderen. Fabian Everding wies für die OrganisatorInnen des Bildungsstreiks in Tübingen vor allem auf die Situation an den Hochschulen hin und verdeutlichte, warum es sich auch für Tübinger Studierende lohnt sich an den vielen aktuell laufenden Aktionen zu beteiligen. Danach wandte sich eine Vertreterin der SchülerInnen an die Zuhörer und prangerte die Situation an den deutschen Schulen an. Nicht erst seit dem Gymnasium in 8 Jahren (sog. „G8“) sei die Lage dramatisch schlechter geworden, auch die chronische Unterfinanzierung der Schulen und die mangelnde Ausstattung machen den Schulen zu schaffen. Tobias Kaphegyi sprach für den DGB ein Grußwort und ermahnte dazu den Protest nicht lediglich auf den Bildungsbereich zu beschränken. In den Schulen und Universitäten werden seiner Meinung nach nur die Probleme der Gesamtgesellschaft am deutlichsten.
Professor Otto Rössler sprach im Namen der Professorenschaft ein Grußwort und bat die Studierenden auch darum als wissenschaftlicher Nachwuchs Verantwortung für die Forschung und deren Folgen zu übernehmen und sich für eine kritische Wissenschaft stark zu machen.

Gekommen waren fast 1500 Zuhörer. Nach der Kundgebung gings Richtung Kupferbau, wo symbolische Bildungsschranken die Anwesenden zwangen, auf der Kreuzung Hölderlin-/Gmelinstraße sitzenzubleiben – was auch den KFZ-Verkehr blockierte. Doch als man sich gemeinsam entschlossen hatte, diese Schranken einzureißen, kamen alle wieder voran.

Bildungsschranken zwangen die Bildungsstreiker, sitzenzubleiben
Bildungsschranken zwangen die Bildungsstreiker, sitzenzubleiben
Doch in Stein gemeißelt sind die nicht, …
Doch in Stein gemeißelt sind die nicht, …
… man muss es nur gemeinsam versuchen.
… man muss es nur gemeinsam versuchen.

Das wars erstmal. Zurück in den Kupferbau, wo allerdings die Hörsäle besetzt (also: regulär belegt) waren. Gemäß Plenumsbeschluss vom Vortag wurden diese Veranstaltungen nicht gestört, also was tun? Auf einmal hieß es: Zum Rektorat! Und was sich daran anschloß, hat es in Tübingen lange nicht gegeben. Etwa 1000 Demonstrierende kamen vors Rektorat (wo die Lichter schon aus waren), weiter vor die Neue Aula, diesmal weiter auf die Wilhelmstraße, kurz hinsetzen, Richtung Altstadt, auf den Marktplatz. Warum eigentlich gehen so viele Menschen auf den Platz, ohne dass er sich füllt? Die Antwort kam, als plötzlich die Rathaustür zuging, sich Polizisten davorstellten und Studierende aus den Fenstern des großen Saals schauten. Ammergasse, Stadtgraben, zurück über die Wilhelmstraße zur Neuen Aula. Die Bilder sprechen für sich.

aktionstag5
Spontaner Besuch beim Rektorat …
… und weiter in die Stadt …
… und weiter in die Stadt …
… ins Rathaus.
… ins Rathaus!
Dann weiter zum Stadtgraben.
Dann weiter zum Stadtgraben.
Und schließlich wieder zurück vor die Neue Aula
Und schließlich wieder zurück vor die Neue Aula

Am Abend richtete Gesine Schwan, zweifache Bundespräsidentschaftskandidatin der SPD, ein Grußwort an die Studierenden. Ähnlich wie der Sprecher des DGB am Nachmittag warnte auch sie davor, die Probleme nur als Organisations- und Regelungsprobleme zu betrachten:

Ich möchte Sie ermutigen, die noch viel tiefer gehenden politischen Fehlentwicklungen der letzten Jahre anzugucken.

Ich glaube, dass die Unterordnung der verschiedenen Gesellschaftlichen
Bereiche, insbesondere eben auch von Bildung und Wissenschaft, aber auch zum
Teil von Politik unter ökonomische Rentabilitätsgesichtspunkte ein zentraler
Fehler war.

Die Probleme seien als systemisch zu betrachten:

Die völlige Verabsolutierung des Wettbewerbsprinzips, … die Übertragung in
alle anderen Bereiche hat in meiner Sicht zum Beispiel in Bildung und
Wissenschaft einerseits zu Geistlosigkeit uns andererseits auch zu Angst
geführt.

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