Wir sind für Dialog, aber nicht mit jedem. Zur Sitzung der Kommission Universität und Stadt

Bernd Engler – So einsam kann ein Rektor sein
Bernd Engler – So einsam kann ein Rektor sein

Mit mehr als bloßer Verwunderung müssen wir einmal mehr zur Kenntnis nehmen, mit welcher Engstirnigkeit und Ignoranz manche Akteure innerhalb der Universität auf studentisches Engagement reagieren. Die Kommission für Universitätsangelegenheiten, die auch als Kommission Stadt-Uni bezeichnet wird, wurde gegründet, um eine engere Abstimmung zwischen den Akteuren der Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung auf der einen und den universitären Gremien und dem Rektorat auf der anderen Seite nötig wurde.

Überraschend positiv gestimmt war der Rektor noch in der Woche vor der ersten Situng, als im Senat die Idee aufkam, auch einen studentischen Vertreter in diese Kommission zu entsenden. Doch diese positive Einstellung endete schnell, weil die Studierenden das Recht, einen Vertreter oder eine Vertreterin zu benennen, falsch verstanden hatten und ihre Vertretung offensichtlich nach anderen als vom Rektorat gewünschten Kriterien auswählten. Soviel Mitsprache ist dann doch unerwünscht. Am 4. Februar tagte die Kommission, und zu unserer Überraschung wurde das Instrument einer studentischen Komponente gleich zu Beginn desavouiert. Als Vertreterin der Studierenden wurde Christin Gumbinger noch vor der Tür darauf hingewiesen, dass ihre Anwesenheit nicht erwünscht sei.

Warum aber waren bestimmte studentische Vertreter in dieser Sitzung nicht genehm? Vielleicht weil es um das Lieblingsprojekt des Rektors und seines Kanzlers ging, den Campus der Zukunft, mit dem man sich auch für die kommenden Generationen ein würdiges Denkmal setzen will? Während man im nahen Reutlingen mit einer 40 Millionen Euro teuren Stadthalle ein steingewordenes Haushaltsloch erschafft, planen Magnifizenz und Co. die Zementierung eines Bernd-Engler-Gedächtniscampus. Ohne Sinn, ohne Ideen, nach eigener Auskunft ohne Plan – und erst recht ohne Verständnis für andere Auffassungen oder Kritik.

Geplant sind etwa 20 Millionen für den Neubau einer Mensa, der nicht nur historische Bausubstanz raubt, nein die 20 Millionen könnte man auch für eine Sanierung der Baumgartenmensa aufwenden. Denn wie Bernd Selbmann jüngst mitteilte: Die Sanierung und der Neubau hätten vergleichbare Kosten. Dass zum Neubau aber noch 3 Millionen Euro für einen mussolinihaften Aufmarschplatz mit Käsenbachfreilegung und verordnetem Flair erforderlich wären und zu den dann schon auf 23 Millionen Euro angewachsenen Kosten noch einmal 1,2 Millionen Euro für eine Neuausstattung dazukommen, das will nun in der Kommission, die auch die VertreterInnen der Stadt über die aktuellen Entwicklungen der Universität informieren soll, wirklich keiner wissen. Und deshalb sind kompetente Vertreter­Innen wohl unerwünscht.

Kein weiteres sinnloses Labergremium!

Aus unserer Sicht kann aber die Kommission ihren Auftrag nur erfüllen, wenn man offen und ehrlich miteinander umgeht, Probleme benennt und den Finger in Wunden legt und eine Situations- und Positionsbestimmung angeht. Nur dann, wenn die Stadt oder die Universität wechselseitig von gemeinsamen Planungen nicht mehr über das Tagblatt informiert, sondern frühzeitig involviert werden, macht eine solche Kommission Sinn und nur dann kann sie Erfolg haben.

Wünschen die Herren aber ein weiteres Gremium, dass sich jährlich trifft, um bei mäßiger Getränkeausstattung mehrere Stunden zu verbringen, bevor man dann mit dem guten Gefühl auseinandergeht, mal wieder so richtig über alles geredet zu haben, ohne dass die Notwenigkeit bestand, auch noch etwas zu sagen – dann sollten sie den alten Trott beibehalten. In unserem Interesse ist dies nicht! Deshalb werden wir uns weiter für eine neue Offenheit einsetzen.