Tag des Denkmals und 100. Geburtstag von Rolf Gutbrod

Der Garten des Clubhauses
Der Garten des Clubhauses. Nicht nur im Sommer ein Refugium.

Im Zeichen von „Kultur in Bewegung“ steht der diesjährige Tag des Denkmals und auch in Tübingen werden wieder viele Besucher die Denkmäler der Stadt besichtigen und die zahlreichen Angebote der fachkundigen Führungen nutzen. Denkmäler, die oft im Alltag an uns vorbeiziehen und die man in vielen Fällen nie als Denkmal gesehen hat. Zwei dieser Denkmäler, die täglich von tausenden Besuchern genutzt werden, denen aber viele die Denkmalwürdigkeit nicht zutrauen stehen auch entlang der tübinger Wilhelmstraße auf dem Campus der Universität. Die Mensa von Paul Baumgarten und das Clubhaus von Rolf Gutbrod. Beide Gebäude fest in der Hand von und genutzt durch Studierende – und doch immer schon mehr als bloße Nutzbauten.

Die Mensa mit ihren großen, offenen Räumen und ihren Ebenen und Sprüngen gilt als ein bedeutender Vertreter der Nachkriegsmoderne. Vom gleichen Architekten wie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, gilt es auch heute noch als herausgehobene Architektur des jungen Deutschlands.

Und das Clubhaus, das zusammen mit dem dahinterliegenden Wohnheim aus Mitteln der McCloy-Stiftung als Geschenk des amerikanischen Volkes von Rolf Gutbrod und Bernhard Binder errichtet wurde, gilt ebenso als einmalig – nicht nur auf dem Campus der Universität. Ein Bruch mit den überkommenen Traditionen von studentischen Korporationen und neuer Mut zur Offenheit sollten den Geist des Hauses bestimmen.

Auch deshalb war es ein Geschenk an die Studierenden, die hier das Vertrauen fanden und das Recht, sich selbst zu verwirklichen, sich einzusetzen und sich auseinanderzusetzen. Freiräume wollten die Architekten gestalten und das ist ihnen mit diesem Gebäude außerordentlich gut gelungen. Die rege Nutzung beweist das täglich. Einer der Architekten, Rolf Gutbrod, wäre am 13. September 100 Jahre alt geworden. Der Baumeister, der auch die Liederhalle in Stuttgart entwarf, dessen Bauen aus dem Kunstgewerbemuseum in Berlin spricht, der seine Spuren in Saudi-Arabien hinterließ und Zeit seines Lebens mehr als nur Errichter von Gebäuden sein wollte, schaffte es immer wieder aus Räumen Freiräume zu machen. Das tübinger Clubhaus ist ein gutes Beispiel dafür. Die neue Freiheit und Offenheit der 50er Jahre schlägt sich in diesem Gebäude wieder und lebt noch immer auf den Fluren, in der Cafeteria, in den Sälen und Büros des Hauses. Es mag Kratzer bekommen haben durch die Nutzung seit mehr als 50 Jahren, aber der Qualität des Hauses, der Sprache des Gebäudes und der Bedeutung für die Studierenden und die Universität hat das keinen Abbruch getan!

Clubhaus-Abriss abgesagt

Gerade deshalb ist es jetzt nur konsequent, dass der Leiter des Amtes für Vermögen und Bau, Bernd Selbmann vom Plan das Clubhaus für einen Neubau zu opfern aufgegeben hat. Während einer Veranstaltung mit dem Ministerpräsdenten in der letzten Woche machte er deutlich, dass ein Abriss des Hauses keine Option mehr sei. Nun gilt es dafür zu werben, dass das Haus saniert wird, denn viel vom Charme ist durch Umbauten und Veränderungen verlorengegangen und verdient es, behutsam wieder hergestellt zu werden. Gerade weil es einer der wenigen Orte des Rückzugs und der Erholung auf dem Campus ist, der den Studierenden immer offen steht, sind wir froh über dieses Umdenken. Ein Gebäude, dessen Architektur, Nutzung und Botschaft so harmonieren, dessen Sprache auch heute noch verstanden werden kann und dessen Bedeutung niemand in Abrede stellen kann, hat es verdient, Denkmal geheißen zu werden. Als deutliches Zeichen für diesen besonderen Status trägt es auch seit einigen Wochen das offizielle Emblem, mit dem es nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgütern unter Schutz steht und für kommende Generationen erhalten werden muss. Wir sind zuversichtlich, dass auch in den vielen kommenden Semestern, dass Clubhaus seinen festen Platz im studentischen Leben haben wird.