Man nimmt, was man kriegt: Studentisches Wohnen in Tübingen

mietmarktDie politische Landschaft Tübingens hat vor kurzem die Erstellung eines allgemeinen, qualifizeriten Mietspiegels abgelehnt. Immerhin präsentiert nun eine Forschungsgruppe des Geographischen Instituts einen Mietspiegel für Studierende.– Oder wenigstens eine Mietpreisübersicht.

Im Rahmen eines Methodenseminars verglich die Gruppe auf der Basis einer Online-Umfrage die durchschnittlichen monatlichen Kaltmieten pro Quadratmeter. Die Ergebnisse: Am höchsten (über 9,50/m²) sind die Kaltmieten in der Nähe der Uni, gefolgt von Altstadt, Südstadt und Lustnau. Günstiger sind dann die Südstadt und der Teil in und um das Französische Viertel.

Unterschiedliche Heizkosten konnten dabei allerdings genausowenig berücksichtigt werden wie Wohnungen, für die nur eine Warmmiete bezahlt wird. Hier liegt auch die Schwäche der Untersuchung: Wieviel StudentIn nun fürs Zimmer zahlt, weiß man hinterher auch nicht. Ein vielleicht interessantes Detail am Rande: Keinen Einfluss auf die Miethöhe haben die ebenfalls abgefragten Variablen Gebäudezustand, Ausstattung und Wohnlage.– „Man nimmt, was man kriegt“ folgern die Forscher.

Viele bunte Bilder und weitere wichtige Informationen auf der Homepage des geographischen Institutes.

Überraschung: Studiengebühren sind abschreckend

Im Jahr 2006 haben nach einer repräsentativ durchgeführten Untersuchung bis zu 18.000 Abiturienten wegen der in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen eingeführten Gebühren kein Studium aufgenommen. Darunter sind vor allem Frauen und junge Menschen aus so genannten bildungsfernen Elternhäusern. (Heise)

Kürzer kann man die Ergebnisse einer repräsentativen Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) kaum mehr zusammenfassen. Im Auftrag des Bundesbildungsministeriums, das das Papier seit Sommer unter Verschluss hält, wurden 5240 Studienberechtigte des Abiturjahrgangs 2006 befragt. Weitere Ergebnisse:

Im Vergleich zu 2003 gab es im vergangenem Jahr wegen der starken Abiturienten-Jahrgänge bundesweit zwar 17 Prozent mehr junge Menschen mit Hochschulreife, gleichzeitig aber fünf Prozent weniger Studienanfänger. 2003 war mit 377.500 Neueinschreibungen an den deutschen Hochschulen ein Anfängerrekord erzielt worden. 2007 waren dies mit 358.670 Anfängern knapp 19.000 Neueinschreibungen weniger. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Studienberechtigten um mehr als 63.000 auf 432.500 (Stuttgarter Zeitung)

In diesem Zusammenhang stellen sich die Verantwortlichen selbst ein denkbar schlechtes Zeugnis aus: Michael Kretschmer (CDU), bildungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, rechtfertigte die Gebühren damit, dass die Hochschulen so schlecht ausgestattet seien, dass sie ganz einfach auf die Gebühren angewiesen seien. (ZDF) Keine Rede mehr davon, dass hier nur die sowieso schon sehr gute Lehre durch frisches Geld weiter verbessert werden solle.

Die Studie soll nun in etwa vier Wochen veröffentlicht werden — lang genug, um den „Bildungsgipfel“ am Mittwoch in den Medien wieder in Vergessenheit geraten zu lassen. Und wir könnten jetzt schadenfroh sagen, wir hätten es ja schon immer gesagt. Aber das Thema ist dafür zu ernst. Also schafft endlich die Studiengebühren ab.

Mehr (unter anderem) bei Stern, Spiegel, der Tagesschau und den oben zitierten.

Edith: Inzwischen wurde die Studie veröffentlicht. Man kann sie hier herunterladen.