Schweigen Sie!

Studentenwerksführer Oliver Schill

Das Prinzip der Öffentlichkeit und das Recht und die Pflicht der Presse, Öffentlichkeit auch über weitere Strecken herzustellen, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie. Gestern in der öffentlichen Vertreterversammlung des Studentenwerks wurde als erstes die Abschaltung einer Kamera des Lokalfernsehsenders RTF1 erwirkt.

Es folgte der Bericht des Geschäftsführers, Oliver Schill. Fragen dazu wurden von Sitzungsleiter Rexer abgewiesen, sie seien allesamt Thema des Verwaltungsrates, der nächste Woche in nichtöffentlicher Sitzung tagt und Einsicht in die Akten des Studentenwerks teilweise nur per Einstweiliger Verfügung erhält. Vetternwirtschaft, Verletzung des Briefgeheimnisses, 75000 unnötig verschleuderte Euro – nichts davon wollte Rexer diskutiert wissen. Außer dem Geschäftsführer selbst und dem Rektor der Uni Tübingen, Bernd Engler, bekam niemand die Gelegenheit, eine Position zu erläutern.

Als ein Student ansetzte, die Vorstellung einer Unternehmensphilosophie für die fusionierten Studentenwerke einzufordern, zu deren Entwurf die Vertreterversammlung Schill in ihrer letzten Sitzung verpflichtete, erklärte Rexer nur: „Sie haben kein Rederecht. Schweigen Sie!“ und beschloss darauf das Ende der Sitzung. Der Widerspruch eines Mitgliedes der Versammlung wurde mit der Begründung beiseite gewischt, die anderen Mitglieder wünschten nicht, diesen Widerspruch zu hören.

Wir waren fassungslos.

Anschuldigungen gegen den Geschäftsführer des Studentenwerkes ungeheuerlich!

Die von einer regionalen Tageszeitung heute erhobenen Vorwürfe gegen den Geschäftsführer des Studentenwerkes Tübingen-Hohenheim Oliver Schill, sind aus Sicht der Fachschaftenvollversammlung ungeheuerlich. “Sollte sich der Fall so zugetragen haben, kann man das nicht auf sich sitzen lassen!”, so Georg Rudolf Mitglied der Fachschaftenvollversammlung an der Universität Tübingen. Rudolf, der gleichzeitig auch die Tübinger Studierenden in der Vertreterversammlung des Studentenwerkes vertritt, zeigte sich erschüttert von den Vorwürfen gegen die Geschäftsführung. “Sollten sich die Anschuldigungen konkretisieren, so müssen auch personelle Konsequenzen in Betracht kommen.”

Hintergrund ist ein Artikel in einer regionalen Tageszeitung, die am Freitag berichtete, dass gegen Oliver Schill, den Geschäftsführer des Studentenwerkes Tübingen-Hohenheim strafrechtlich ermittelt würde. Schill soll im Rahmen seiner Tätigkeit vertrauliche Post, die an die psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerkes adressiert war, unberechtigt geöffnet haben. Sollte sich dies bewahrheiten, so käme eine Strafbarkeit wegen Verstoßes gegen das Briefgeheimnis in Betracht. Besonders brisant: Der Absender soll Medienberichten zufolge Mitglied im Verwaltungsrat und der Empfänger Psychotherapeut sein. Gleichzeitig werden in der Zeitung schwere Anschuldigungen wegen verfehlter Bauprojekte erhoben, die dem Studentenwerk einen Schaden von ca. 75.000 € zugefügt haben sollen. Auch hier wird eine Mitverantwortung von Herrn Schill nicht ausgeschlossen.

“Herr Schill wird sich verantworten müssen und wir werden die Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen am nächsten Montag thematisieren”, so ein weiterer Vertreter der Tübinger Studierenden. “Es kann nicht sein, dass sich der Geschäftsführer innerhalb des Studentenwerks derartige gravierende Fehltritte erlaubt und dann versäumt, die Entscheidungsgremien darüber zu informieren. Die Informationen im Vorfeld aus der Presse zu erfahren ist so nicht hinzunehmen.” Am Montag findet die öffentliche Vertreterversammlung der Mitgliedshochschulen des Studentenwerkes Tübingen-Hohenheim statt, zu der auch alle Interessierten herzlich willkommen sind. Die Vertreterversammlung beginnt ab 16 Uhr im Großen Senat der Neuen Aula in Tübingen.

Christin Gumbinger, Fachschaftsaktivistin und Engagierte in zahlreichen Universitätsgremien gab zu bedenken:” Wenn die Anschuldigungen, wie sie erhoben werden, sich bewahrheiten sollten, so ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer nur noch schwer denkbar. Hier muss nicht nur der Schaden für das Studentenwerk im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Gefahr für den Ruf der Hochschulregion Tübingen-Hohenheim.” Die beiden Studentenwerke Tübingen und Hohenheim wurde zum 1. Januar 2007 fusioniert, um so zum einen die Hochschulregion besser zu vernetzten und auch Synergieeffekte zwischen den Partnerhochschulen besser nutzen zu können. “Jetzt sind die Rektoren und Verwaltungschefs gefordert Schaden von der gemeinsamen Hochschulregion abzuwenden und den Anschuldigungen gegen Herrn Schill gründlich nachzugehen.”, so Gumbinger am Rande einer Veranstaltung. ” Sollten sich die Behauptungen konkretisieren, so können wir uns weder eine solche Außendarstellung noch einen solchen Geschäftsführer leisten.”