Solidarität mit der Stuttgarter Initiative VOLLUniversität!

uni stuttgartAn die Kommilitonen der Universität Stuttgart.
Wir die Studierenden – vertreten durch die Fachschaftenvollversammlung erklären uns solidarisch mit den Kommilitonen der Universität Stuttgart und der Initiative VOLLUniversität.

Was sich derzeit in Stuttgart als Entwicklung abzeichnet, beunruhigt auch uns sehr und macht uns einmal mehr bewusst, wie weit wir in Zeiten der Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen, Studiengebühren und Exzellenzinitiativen gekommen sind. Auf dem Rücken von Studentinnen und Studenten werden von den Rektoraten heute Entscheidungen getroffen, die nicht nur leichtfertig Zukunftschancen aufs Spiel setzen, sondern auch die Unabhängigkeit der deutschen Universitäten konterkariert. Im Sinne einer Exzellenzförderung und zusätzlicher Drittmittel ist so mancher Rektor dazu übergegangen die Universität zu einem naturwissenschaftlichen Zentrum mit angegliedertem Sprachlabor umzugestalten. Darin ist der Stuttgarter Rektor Ressel nicht allein, aber er ist mit seinem Vorgehen einer der radikalsten. Den historischen Schritt des vergangenen Jahrhunderts die Universität Stuttgart von einer technischen Hochschule zu einer Volluniversität auszubauen, rückgängig machen zu wollen, zeugt nicht nur von Ignoranz, sondern auch von der Bereitschaft der Hochschulleitungen heute, alles im Sinne von Geld und Titeln aufzugeben, was in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut wurde.

Die Studierenden in Stuttgart können sich unserer besten Wünsche versichert sein und auf unser Versprechen bauen, uns auch in ihrem Sinne zu engagieren und mit ihnen gemeinsam für den Erhalt des Universitätsstandort Stuttgart in vollem Umfang zu kämpfen. Wir sind jederzeit bereit euch auch tatkräftig zur Seite zu stehen!

Protest StuttgartDie verschiedenen Schüler- und Studentenproteste, die in dieser Woche im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks offenkundig werden, zeigen, dass wir nicht tatenlos zusehen und nicht akzeptieren werden, dass das momentane Bildungssystem in der Krise steckt. Diese Krise wurde von denen verursacht, die die Hochschulen zu wirtschaftsnahen Bildungsanstalten umbauen wollen und humboldt’sche Bildungsideale und den Universalitätsanspruch des Hochschulstudiums zu Gunsten eines Schmalspurstudium von wirtschaftsaffinen Kernfächern opfern wollen. Wir lehnen es ab die Opfer dieser Bildungspolitik zu sein und noch länger die Last der verkorksten Reformen auf unseren Schultern zu tragen. Daher rufen wir die baden-württembergischen Kommilitonen auf, sich für ihre Belange einzusetzen und gemeinsam für den Erhalt der Universität Stuttgart zu kämpfen. Denn wenn eine solche Politik wie sie die Stuttgarter Magnifizenz Ressel an den Tag legt einmal unwidersprochen durchgesetzt wird, hat das nicht nur Auswirkungen auf unser aller Perspektive und die Zukunft der Hochschulen in Baden-Württemberg, sondern es gibt auch den Anspruch der Hochschulen nach unabhängiger Bildung auf.

Wir wollen aber nicht alle Verantwortung für die Lage, in der Herr Professor Ressel zu diesem gewaltigen Umbauprozess ansetzt, auf ihn und eine verfehlte Politik seiner Vorgänger schieben. Die Ursachen liegen tiefer und sind teilweise symptomatisch. Mittlerweile ist die Finanzierung der öffentlichen Universitäten und Schulen stetig radikal und ohne scheu gekürzt worden und die Studierenden und Schüler werden immer häufiger zur Kasse gebeten. Während der Staat an Banken und an bankrott-gefährdete Unternehmen Gelder problemlos verteilt, ist in Sachen Bildungsfinanzierung schon das Versprechen keiner weiteren Kürzungen eine frohe Botschaft für die deutschen Bildungseinrichtungen! Was nutzen Elitebildung und Exzellenzinitiativen, wenn die deutsche Hochschullandschaft nicht in Gänze davon profitiert? Was nutzen Spitzenförderungen im Forschungsbereich, wenn die Qualität der Lehre in die Drittklassigkeit abrutscht? Und was nutzen Bildungsreformen, die auf dem Rücken der Studierenden ausgeführt werden und deren Halbwertszeit einige Jahre nicht überschreiten? Es wird mit unserer Zukunft gespielt und wir werden uns das nicht länger gefallen lassen. Die Situation, so wird es am Fall Stuttgart deutlich, hat ein derartig trauriges Ausmaß erreicht, dass es schwer fällt, bei all den Entwicklungen auf eine Umkehr von diesem Trend zu hoffen. Doch daraus leitet sich auch die Verpflichtung für uns ab, dass wir diese Ungerechtigkeiten nicht hinnehmen werden und dass wir gegen die Entwicklungen in Tübingen und Stuttgart, Baden-Württemberg und in Deutschland die Stimme erheben und uns für unsere Sache und die Interessen der Studierendengenrationen nach uns einsetzen.

Daher erklären wir uns solidarisch mit den Studierenden in Stuttgart und werden sie mit eigenen kreativen Aktionen unterstützen.

Die Studierenden der Universität Tübingen