Am Ende der Wilhelmstraße, kurz bevor man Lustnau erreicht, liegt eines der beliebtesten Institute der tübinger Universität. Das Institut für Sportwissenschaft (IfS) ist nicht nur Anlaufpunkt für Studierende der Sportwissenschaft, sondern auch beliebt durch das umfassende Angebot des Unisports. Alle jene Angebote, die es auch geistes- und naturwissenschaftlichen Studierenden erlauben, neben der geistigen Arbeit Ausgleich im Sport zu finden. Doch die Situation am IfS ist alles andere als befriedigend, und so luden Studierende und Professoren am Dienstag Abend den Kanzler der Universität und die Öffentlichkeit zu einer Podiumsdiskussion.
Grund ist einmal mehr die vorhandene Infrastruktur und die Sanierung, die derzeit im Gange ist. Seit Jahren setzen sich Studierende und Professoren dafür ein, dass nicht nur die Schwimmhalle saniert wird, sondern auch die Universitätssporthalle erweitert werden kann. Der Leiter des Amtes für Vermögen und Bau, Bernd Selbmann, der für die Instandhaltung und Sanierung der öffentlichen Gebäude in Tübingen zuständig ist, musste nicht lange in seine Schatulle sehen, um festzustellen: Mehr als die laufenden Arbeiten gehen nicht. Kein Geld da, so auch das Credo des Kanzlers der Universität Tübingen, Andreas Rothfuß.
Freimütig erklärten beide den anwesenden 150 Gästen, was es für Probleme gibt, eine Sanierung der Sporthalle voranzubringen und warum die Schwimmhalle saniert werden musste. Ein lange bekanntes Legionellenproblem ließ die Universität aufschrecken und sich für eine Investition aus dem Konjunkturpaket einsetzen. Nun wird sie also saniert, die Schwimmhalle aus den 60er Jahren, und viele Sportwissenschaftler wünschen sich, dass auch die anderen Institutsgebäude wieder auf Vordermann gebracht werden.
Dass die Universität der falsche Adressat sei, stellte der Universitätskanzler Andreas Rothfuß gleich zu Beginn klar, ausschließlich das Finanzministerium könnte finanzielle Mittel im geforderten Umfang bereit stellen. Doch diese Ausflüchte wollte Professor Digel, der Direktor des Instituts, nicht gelten lassen und holte mit seiner Kritik weit aus: Die letzte Baummaßnahme am IfS war der Neubau der Universitätssporthalle – vor 30 Jahren. Seither wurden keine wesentlichen Maßnahmen mehr durchgeführt, was den Gebäude auch anzusehen sei.
Wir erinnern uns zurück: als Wolfgang Schäuble im vergangenen Sommer seine Ehrendoktorwürde am Institut für Sportwissenschaft entgegennahm, stellte der Rektor das Institut in allerbestem Licht da und wurde auch nicht müde zu betonen, dass die Universität das am längsten bestehende Sportinstitut Deutschlands immer gefördert hat, und dass er stolz auf die Entwicklung der aktuellen Reformen am Institut sei. Es scheinen tatsächlich nur leere Eigenlobes-Phrasen gewesen zu sein. Schon damals merkte Dekan Thiel an, dass der schnurrbärtige Mann mit gespaltener Zunge rede – in Gegenwart des ehemaligen Innenministers!
Und auch diesmal machte der Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät, Ansgar Thiel, deutlich, welche Auswirkungen auf Lehre und Forschung man zu tragen haben, wenn Probleme wieder einmal aufgeschoben würden. Bereits jetzt sieht er den Ruf eines der renommiertesten Sportinstitute Deutschlands in Gefahr. Denn neben der baulichen Situation ist das Institut auch bei anderen Fragen, wie der Ausstattung mit Lehrpersonal, alles andere als komfortabel aufgestellt.
Und dennoch, die Forderung nach einem Turnhallen-Anbau, die insbesondere von der Fachschaft geäußert wird, ist eines der drängensten Probleme, will man auch zukünftig Studierenden eine gute Infrastruktur bereitstellen. Deshalb sammelt die Fachschaft seit Wochen Unterschriften und hat bereits Demonstrationen durchgeführt.
Die aktuellen Maßnahmen am Institut beschränken sich auf die Sanierung der Gymnastik- und der Schwimmhalle in einem ersten Abschnitt. Danach soll dann die Turnhalle in der Wilhelmstraße um einen Anbau erweitert werden, der zum Abstellen von Turngeräten dient. Die Erweiterung der Turnhalle um eine Schaumstoff-Schnitzelgrube, die schon lange von den Verantwortlichen gefordert wurde, ist weiterhin auf die lange Bank geschoben.
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